Franchisewirtschaft 2024: Entwicklungen, Herausforderungen und Perspektiven

1. Wirtschaftliche Bedeutung und Wachstum
Die Franchisewirtschaft erwirtschaftete im Jahr 2024 einen Gesamtumsatz von 149,2 Milliarden Euro – ein Plus von 1,1 % gegenüber dem Vorjahr. Während das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Deutschland im gleichen Zeitraum um 0,2 % zurückging, zeigt sich die Franchisebranche damit als konjunktureller Stabilitätsanker.
Auch die Beschäftigung bleibt auf hohem Niveau: Rund 830.000 Menschen arbeiteten 2024 in deutschen Franchisesystemen. Jeder neue Franchisenehmer schafft im Durchschnitt 5,6 zusätzliche Arbeitsplätze – ein Beleg für die Rolle der Branche als Jobmotor.
Die Zahl der Franchisebetriebe stieg auf 193.920 (+2 %), die Partnerbasis wuchs auf 148.577 Franchiseunternehmer (+0,9 %). Diese Zahlen unterstreichen die nachhaltige Expansionskraft des Geschäftsmodells.
2. Strukturelle Stärken und Erfolgsfaktoren
Hohe Überlebensrate und Systemvorteile
Franchisenehmer sind deutlich erfolgreicher als klassische Gründer: Die Fünfjahres-Überlebensrate liegt bei 66,5 % (Gesamtwirtschaft: 38,1 %). Die Gründe liegen auf der Hand: erprobte Geschäftsmodelle, zentrale Unterstützung und ein starkes Partnernetzwerk sorgen für unternehmerische Stabilität.
Branchenvielfalt als Resilienzfaktor
Die Franchisewirtschaft ist breit aufgestellt:
- Dienstleistungen: 27 %
- Handel: 20 %
- Gastronomie: 20 %
- Handwerk, Bau & Immobilien: 17 %
- Gesundheit & Pflege: 9 %
- Freizeit & Fitness: 7 %
Diese Diversität macht das Modell widerstandsfähig gegenüber branchenspezifischen Krisen und ermöglicht eine breite Marktdurchdringung.
3. Optimismus trotz Herausforderungen
Geschäftsklima und Ausblick
Der Franchise Klima Index (FKI) stieg zum Jahresende 2024 auf 136 Punkte – ein klares Zeichen für das anhaltend positive Stimmungsbild. 70 % der Systeme bewerten ihre aktuelle Lage als gut oder sehr gut, nur 5 % als schlecht.
Für 2025 planen die Systeme durchschnittlich neun neue Standorte pro System (+50 %) und erwarten einen deutlichen Zuwachs an Franchisepartnern (+33 %).
4. Zentrale Herausforderungen und Handlungsfelder
Wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen
Trotz des anhaltenden Wachstums und der positiven Grundstimmung innerhalb der Franchisebranche bleibt der Blick auf das wirtschaftspolitische Umfeld kritisch. Ein zentrales Ergebnis der aktuellen Studie: 80 % der Franchisesysteme empfinden die Bürokratiebelastung als größte Herausforderung. Die Vielzahl an gesetzlichen Vorgaben, Dokumentationspflichten und langwierigen Genehmigungsprozessen bindet nicht nur Ressourcen, sondern hemmt auch die Innovationskraft und Flexibilität der Unternehmen. Hinzu kommen steigende Energiepreise, die insbesondere in energieintensiven Branchen die Betriebskosten deutlich erhöhen und die Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigen.
Nur 11 % der befragten Systeme bewerten die politischen Rahmenbedingungen als gut. Die Branche fordert daher von der Politik entschlossene Maßnahmen für mehr Unternehmertum: weniger Bürokratie, schnellere Entscheidungsprozesse, verlässliche Rahmenbedingungen und eine stärkere Anerkennung des Franchise-Modells als Motor für Innovation und Beschäftigung.
Finanzierung und Fachkräfte
Die Finanzierung blieb auch 2024 eines der größten Hemmnisse für Wachstum und Neugründungen im Franchisebereich. Für viele potenzielle Franchisenehmer stellt die Kapitalbeschaffung die größte Hürde auf dem Weg in die Selbständigkeit dar. Laut aktuellen Umfragen scheitern 15 - 20 % aller Gründungsvorhaben an der Finanzierung. Besonders in wirtschaftlich unsicheren Zeiten und angesichts einer restriktiveren Kreditvergabe durch Banken ist professionelle Unterstützung bei der Businessplanung und der Auswahl geeigneter Finanzierungspartner entscheidend. Bewährte Franchisesysteme bieten hier einen klaren Vorteil: Sie verfügen über erprobte Geschäftsmodelle, transparente Zahlen und professionelle Begleitung, was die Finanzierungschancen im Vergleich zu klassischen Gründungen deutlich erhöht.
Gleichzeitig bleibt der Fachkräftemangel eine zentrale Herausforderung für viele Systeme. Zwar sind Franchisesysteme organisatorisch häufig besser aufgestellt als klassische Mittelständler – etwa durch standardisierte Prozesse, gezielte Weiterbildungsangebote und attraktive Entwicklungsperspektiven für Mitarbeiter –, dennoch spüren auch sie den zunehmenden Wettbewerb um qualifizierte Arbeitskräfte. Zwei Drittel aller Systeme setzen deshalb verstärkt auf Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung, wie individuelle Karrierepfade, flexible Arbeitszeitmodelle oder betriebsinterne Schulungen.
5. Fazit und Ausblick
Die Franchisewirtschaft bleibt ein Stabilitätsanker und Wachstumstreiber in Deutschland – mit überdurchschnittlicher Resilienz und Innovationskraft. Die strukturellen Vorteile – erprobte Geschäftsmodelle, zentrale Unterstützung, hohe Überlebensraten – machen Franchising gerade in unsicheren Zeiten attraktiv für Gründer und Unternehmer.
Wesentliche Erfolgsfaktoren für die Zukunft sind die gezielte Partnergewinnung, die konsequente Digitalisierung und die aktive Gestaltung von Vielfalt und Nachfolgeprozessen. Gleichzeitig bleibt der politische Appell an die Rahmenbedingungen: Weniger Bürokratie, mehr unternehmerische Freiheit und eine innovationsfreundliche Wirtschaftspolitik sind zentrale Voraussetzungen für weiteres Wachstum.