Die 55 Geschäftsmodelle: Ihr Werkzeugkasten für die Gründung

Wer ein Startup gründet, steht nicht nur vor der Frage, welches Produkt oder welche Dienstleistung er anbieten möchte. Mindestens genauso entscheidend ist das Geschäftsmodell – also die Logik, wie Wert geschaffen und Geld verdient wird. Genau hier setzt der Business Model Navigator an: Basierend auf umfassender Forschung haben die Autoren 55 wiederkehrende Muster identifiziert, die in erfolgreichen Unternehmen immer wieder auftauchen. 

Die 55 Muster im Überblick

Bevor Sie ein Modell auswählen, lohnt sich ein Blick auf die Basisfrage: Passt Unternehmertum überhaupt zu meinem Profil?

Im Folgenden werden die 55 Geschäftsmodelle kurz vorgestellt. Jedes Modell ist ein erprobtes Prinzip, das Sie an Ihr eigenes Vorhaben anpassen können. 

1. Add-on 

Logik: Das Grundprodukt wird günstig angeboten, während der Gewinn über Zusatzleistungen entsteht. Kunden zahlen für Features, die über das Basispaket hinausgehen. 
Praxisbeispiel: Billigfluglinien wie Ryanair locken mit günstigen Tickets, erwirtschaften aber Gewinne über Gepäckgebühren, Sitzplatzreservierungen und Snacks. 
Relevanz für Gründer: Add-on ist besonders attraktiv in Märkten mit starkem Preisdruck. Gründer können so den Einstiegspreis niedrig halten und dennoch profitabel arbeiten. Wichtig ist, die Zahlungsbereitschaft für Extras früh zu validieren. 

2. Affiliation 

Logik: Unternehmen verdienen durch Provisionen, wenn sie Kunden an Partner weiterleiten. Sie agieren als Vermittler oder Multiplikator. 
Praxisbeispiel: Amazon Affiliate – Blogger oder Websitebetreiber empfehlen Produkte und erhalten für jeden Kauf Provision. 
Relevanz für Gründer: Besonders attraktiv im Online-Marketing, da es mit geringen Startkosten skalierbar ist. Allerdings ist es stark von Reichweite und Partnern abhängig. 

3. Aikido 

Logik: Marktführer werden nicht frontal angegriffen, sondern durch ein radikal entgegengesetztes Angebot ausgehebelt. 
Praxisbeispiel: Swatch brach mit der Schweizer Uhrenlogik „Qualität = Präzision“ und setzte auf günstige, modische Lifestyle-Uhren. 
Relevanz für Gründer: Eignet sich in Märkten, die von etablierten Playern dominiert werden. Gründer können Differenzierung erreichen, indem sie bewusst gegen Branchennormen agieren. 

4. Auction 

Logik: Produkte oder Dienstleistungen werden versteigert, statt mit fixem Preis angeboten. So bildet sich der Marktpreis dynamisch. 
Praxisbeispiel: eBay revolutionierte den Second-Hand-Markt durch Online-Auktionen. 
Relevanz für Gründer: Besonders geeignet, wenn Angebot und Nachfrage schwanken oder die Knappheit ein entscheidender Werttreiber ist. 

5. Barter 

Logik: Leistungen werden nicht mit Geld bezahlt, sondern direkt getauscht. 
Praxisbeispiel: Bartercard – ein globales Netzwerk, das Tauschhandel zwischen Unternehmen ermöglicht. 
Relevanz für Gründer: Sehr nützlich in frühen Phasen, wenn Kapital knapp ist. So lassen sich erste Leistungen oder Produkte tauschen, ohne Liquidität zu riskieren. 

6. Cash Machine 

Logik: Kunden zahlen im Voraus, bevor die Leistung erbracht wird – so wird Liquidität gesichert. 
Praxisbeispiel: Fitnessstudios mit Jahresgebühren oder SaaS-Modelle mit Prepaid-Abos. 
Relevanz für Gründer: Erleichtert die Finanzierung, da Vorabzahlungen als Anschubkapital dienen. Risiko: Kunden müssen vertrauen, dass Leistung zuverlässig kommt. 

7. Cross-Selling 

Logik: Neben dem Hauptprodukt werden systematisch Zusatzprodukte verkauft, die den Warenkorbwert steigern. 
Praxisbeispiel: Banken bieten zu Girokonten Versicherungen oder Kreditkarten an. 
Relevanz für Gründer: Besonders wertvoll, wenn die Kundengewinnung teuer ist. Das Modell steigert den Customer Lifetime Value erheblich. 

8. Crowdfunding 

Logik: Viele Kleininvestoren finanzieren das Projekt, oft kombiniert mit Vorbestellungen. 
Praxisbeispiel: Kickstarter oder Seedmatch – Produkte werden vorfinanziert, bevor sie existieren. 
Relevanz für Gründer: Bietet Kapital und gleichzeitigen Proof-of-Market. Risiko: Wenn die Kampagne scheitert, ist die Signalwirkung negativ. 

9. Crowdsourcing 

Logik: Unternehmen lagern Aufgaben an die Masse aus, meist über digitale Plattformen. 
Praxisbeispiel: Wikipedia als kollaboratives Projekt von Millionen Nutzern. 
Relevanz für Gründer: Spart Kosten, fördert Innovation und Geschwindigkeit. Herausforderung: Qualitätssicherung und Motivation der Crowd.

10. Customer Loyalty 

Logik: Kundenbindung über Belohnungssysteme, Punkte oder Statusvorteile. 
Praxisbeispiel: Miles & More, Payback. 
Relevanz für Gründer: Kundenbindung senkt langfristig Akquisekosten. Ideal in Märkten, in denen Wechselbarrieren gering sind. 

11. Digitisation 

Logik: Analoge Produkte oder Dienstleistungen werden digitalisiert und dadurch skalierbarer, günstiger und einfacher verfügbar. 
Praxisbeispiel: Spotify hat die Musikindustrie revolutioniert, indem es physische Tonträger durch Streaming ersetzt. 
Relevanz für Gründer: Digitisation ermöglicht hohe Skaleneffekte und globale Reichweite, erfordert aber konsequente IT-Infrastruktur. Gründer sollten früh prüfen, ob ihre Lösung digitalisiert werden kann, um Wachstumspotenzial zu entfalten. 

12. Direct Selling 

Logik: Produkte oder Services werden ohne Zwischenhändler direkt an den Kunden verkauft. 
Praxisbeispiel: Dell setzte jahrelang auf Direktvertrieb von Computern – mit maßgeschneiderter Konfiguration. 
Relevanz für Gründer: Direktvertrieb schafft Nähe zum Kunden und spart Margen der Zwischenhändler, erfordert aber Vertriebsstärke. Besonders interessant für Startups mit hohem Beratungsanteil. 

13. E-Commerce 

Logik: Der Vertrieb läuft komplett über digitale Kanäle. Kunden kaufen online statt stationär. 
Praxisbeispiel: Zalando hat Modevertrieb radikal ins Internet verlagert und durch Prozesse wie kostenlosen Rückversand Vertrauen aufgebaut. 
Relevanz für Gründer: Niedrige Eintrittsbarrieren, aber hohe Konkurrenz. USP und klare Customer Experience sind entscheidend. 

14. Experience Selling 

Logik: Der Kauf wird durch ein emotionales Erlebnis aufgeladen, das über das Produkt hinausgeht. 
Praxisbeispiel: Apple Stores inszenieren die Marke als Lifestyle-Erlebnis. 
Relevanz für Gründer: Besonders stark bei erklärungsbedürftigen oder austauschbaren Produkten. Differenzierung erfolgt über Storytelling, Inszenierung und Kundenerlebnis. 

15. Flat Rate 

Logik: Kunden zahlen einen fixen Betrag und erhalten unbegrenzten Zugang zu Leistungen. 
Praxisbeispiel: Netflix bietet unbegrenztes Streaming zu einem monatlichen Pauschalpreis. 
Relevanz für Gründer: Flat Rate erhöht Planbarkeit, senkt aber oft die Margen. Besonders geeignet, wenn variable Kosten gering sind. 

16. Fractional Ownership 

Logik: Mehrere Nutzer teilen sich den Besitz eines hochwertigen Produkts. 
Praxisbeispiel: Shared Private Jets oder Timesharing bei Ferienwohnungen. 
Relevanz für Gründer: Reduziert Eintrittsbarrieren bei teuren Gütern, erfordert aber Vertrauen und Vertragsklarheit. Besonders attraktiv in Märkten mit hoher Anschaffungshürde. 

17. Franchising 

Logik: Ein bewährtes Geschäftsmodell wird lizenziert. Der Franchisegeber liefert Marke, Prozesse und Support, der Franchisenehmer betreibt lokal. 
Praxisbeispiel: McDonald’s als globales Franchise-System. 
Relevanz für Gründer: Franchising ist risikoärmer als klassische Gründung, aber mit eingeschränkter Freiheit. Gründer profitieren von Markenstärke, müssen aber Vorgaben akzeptieren. 

18. Freemium 

Logik: Basisversion ist gratis, Premium-Funktionen kostenpflichtig. 
Praxisbeispiel: Spotify und LinkedIn setzen erfolgreich auf Freemium. 
Relevanz für Gründer: Ermöglicht schnelle Reichweite, aber Monetarisierung muss klar definiert sein. Risiko: Viele Free-User, aber zu wenig zahlende Kunden. 

19. From Push to Pull 

Logik: Statt Kunden durch Werbung zu „pushen“, werden sie durch Attraktivität des Angebots „gezogen“. 
Praxisbeispiel: Google AdWords – Kunden suchen aktiv nach Lösungen und werden auf passende Angebote gelenkt. 
Relevanz für Gründer: Marketingeffizienz steigt, da Kundenbedürfnisse im Zentrum stehen. Aber erfordert ein relevantes Produkt mit echtem Mehrwert. 

20. Guaranteed Availability 

Logik: Kunden zahlen für verlässliche Verfügbarkeit, nicht nur für das Produkt selbst. 
Praxisbeispiel: Rolls-Royce verkauft „Power by the Hour“ – garantierte Triebwerksnutzung statt Motoren. 
Relevanz für Gründer: Interessant für B2B-Startups mit kritischen Leistungen. Bietet Differenzierung durch Sicherheit und Verlässlichkeit. 

21. Hidden Revenue 

Logik: Der Kunde zahlt scheinbar nichts, die Erlöse stammen aus versteckten Quellen – oft Werbung oder Daten. 
Praxisbeispiel: Google bietet Suchdienste kostenlos, verdient aber Milliarden durch Anzeigen. 
Relevanz für Gründer: Attraktiv, weil Reichweite schneller wächst, aber Risiko: Abhängigkeit von Drittparteien (z. B. Werbekunden). Gründer müssen sorgfältig prüfen, ob die Monetarisierung stabil ist. 

22. Ingredient Branding 

Logik: Ein Produkt wird durch die Integration einer starken Marke aufgewertet. 
Praxisbeispiel: „Intel Inside“ machte den Mikrochip zum Qualitätsmerkmal für PCs. 
Relevanz für Gründer: Funktioniert, wenn Gründer als Zulieferer auftreten und ihre Marke zum Differenzierungsfaktor machen können. Hohe Chancen, wenn Kooperationen realistisch sind. 

23. Integrator 

Logik: Alle Schritte der Wertschöpfung werden vom Unternehmen selbst übernommen – keine Abhängigkeit von Partnern. 
Praxisbeispiel: Zara kontrolliert Design, Produktion und Verkauf in Eigenregie. 
Relevanz für Gründer: Erhöht Kontrolle und Margen, erfordert aber Kapital und Kompetenz entlang der gesamten Kette. 

24. Layer Player 

Logik: Spezialisierung auf eine Ebene der Wertschöpfungskette – und diese mit hoher Exzellenz dominieren. 
Praxisbeispiel: PayPal konzentriert sich auf den Zahlungsprozess, nicht auf E-Commerce selbst. 
Relevanz für Gründer: Ideal, wenn man eine Nische extrem gut bedienen kann. Funktioniert besonders in B2B-Märkten. 

25. Leverage Customer Data 

Logik: Kundendaten werden genutzt, um Produkte zu verbessern oder neue Erlöse zu erzielen. 
Praxisbeispiel: Facebook monetarisiert Daten über zielgerichtete Werbung. 
Relevanz für Gründer: Daten sind Gold – aber Achtung: Datenschutz und Vertrauen sind kritische Faktoren. 

26. Licensing 

Logik: Produkte oder Technologien werden nicht verkauft, sondern lizenziert. 
Praxisbeispiel: Microsoft verdient Milliarden mit Software-Lizenzen. 
Relevanz für Gründer: Interessant für Tech-Startups, die geistiges Eigentum schützen und monetarisieren können. Langfristig hohe Margen möglich. 

27. Lock-in 

Logik: Kunden werden durch hohe Wechselkosten gebunden. 
Praxisbeispiel: Apple kombiniert Hardware, Software und Services so, dass Wechsel unattraktiv ist. 
Relevanz für Gründer: Lock-in kann hohe Loyalität sichern, aber nur, wenn Kundennutzen stimmt. Künstliche Barrieren ohne Mehrwert führen zu Frust. 

28. Long Tail 

Logik: Viele Nischenprodukte ergeben zusammen einen großen Markt. 
Praxisbeispiel: Amazon verdient massiv durch die Summe tausender Nischenverkäufe. 
Relevanz für Gründer: Ideal für Plattformen und E-Commerce. Erfordert starke Logistik oder digitale Infrastruktur. 

29. Make More of It 

Logik: Nebenprodukte oder Abfälle werden zu neuen Produkten monetarisiert. 
Praxisbeispiel: Molkereien verkaufen Molke (früher Abfallprodukt) als Fitnessgetränk. 
Relevanz für Gründer: Nachhaltigkeitstrend macht dieses Modell besonders attraktiv. Gründer können zusätzliche Erlösquellen erschließen.

30. Mass Customisation 

Logik: Produkte werden individuell angepasst, aber mit Massenfertigungskosten produziert. 
Praxisbeispiel: Nike ermöglicht individuelle Schuh-Designs („Nike ID“). 
Relevanz für Gründer: Bietet Differenzierung durch Individualisierung. Technologisch anspruchsvoll, aber sehr kundenorientiert. 

31. No Frills 

Logik: Alles Überflüssige wird gestrichen – übrig bleibt ein extrem günstiges Basisangebot. 
Praxisbeispiel: Aldi oder Southwest Airlines setzen seit Jahrzehnten auf Minimalismus und Effizienz. 
Relevanz für Gründer: Attraktiv für Märkte mit preissensiblen Kunden. Doch Vorsicht: Der USP muss konsequent auf Kosteneffizienz beruhen. Jeder unnötige Zusatz gefährdet das Modell. 

32. Open Business 

Logik: Wissen, Technologien oder Ressourcen werden offengelegt, um externe Partner einzubinden. 
Praxisbeispiel: Tesla veröffentlichte Patente, um Elektromobilität insgesamt zu fördern. 
Relevanz für Gründer: Offene Modelle steigern Reichweite und Innovationskraft, bergen aber Risiko von Nachahmern. Besonders sinnvoll bei Ökosystem-Strategien. 

33. Open Source 

Logik: Software oder Technologie wird kostenlos veröffentlicht, Umsatz entsteht über Services, Support oder Premium-Versionen. 
Praxisbeispiel: Red Hat verdiente mit Support-Dienstleistungen rund um Linux. 
Relevanz für Gründer: Open Source schafft Community-Wachstum, aber Monetarisierung muss klar definiert sein. Gefahr: Viele Nutzer, wenig Umsatz. 

34. Orchestrator 

Logik: Ein Unternehmen koordiniert ein Netzwerk von Partnern, ohne selbst alle Leistungen zu erbringen. 
Praxisbeispiel: Nike produziert kaum selbst, sondern orchestriert Zulieferer weltweit. 
Relevanz für Gründer: Macht schnell skalierbar, reduziert eigene Kapitalbindung. Aber Abhängigkeit von Partnern muss gemanagt werden. 

35. Pay per Use 

Logik: Kunden zahlen nur für tatsächliche Nutzung. 
Praxisbeispiel: Carsharing-Anbieter wie Share Now oder Cloud-Dienste wie AWS. 
Relevanz für Gründer: Senkt Eintrittshürden für Kunden. Für Gründer jedoch riskant, wenn Nutzung schwankt – Fixkosten müssen gedeckt sein. 

36. Pay What You Want 

Logik: Kunden entscheiden selbst über den Preis. 
Praxisbeispiel: Radiohead veröffentlichte ein Album, das Fans zu selbstgewähltem Preis herunterladen konnten. 
Relevanz für Gründer: Eher Marketing- oder PR-Instrument als langfristiges Modell. Funktioniert nur bei hoher Kundenbindung und Community-Effekt. 

37. Peer to Peer 

Logik: Nutzer bieten Leistungen direkt anderen Nutzern an – die Plattform vermittelt nur. 
Praxisbeispiel: Airbnb und Uber haben Märkte für Übernachtungen und Mobilität revolutioniert. 
Relevanz für Gründer: Hohe Skalierbarkeit, aber regulatorische Risiken. Erfolgreich nur mit Netzwerkeffekten und Vertrauen. 

38. Performance-based Contracting 

Logik: Bezahlung erfolgt nur, wenn vereinbarte Ergebnisse erreicht werden. 
Praxisbeispiel: Energiespar-Contracting – Anbieter werden pro eingesparte Kilowattstunde bezahlt. 
Relevanz für Gründer: Hoher Anreiz, Mehrwert tatsächlich zu liefern. Aber Risiko, wenn Ergebnisse nicht kontrollierbar sind. 

39. Razor and Blade 

Logik: Basisprodukt günstig, Verbrauchsmaterialien oder Zusatzprodukte teuer. 
Praxisbeispiel: Gillette verkauft Rasierer günstig, verdient aber am Klingen-Nachkauf. 
Relevanz für Gründer: Funktioniert bei Produkten mit hohem Wiederkaufszwang. Gefahr: Kunden fühlen sich schnell ausgebeutet, wenn Preisrelation zu extrem ist. 

40. Rent Instead of Buy 

Logik: Statt Kauf zahlen Kunden für zeitlich begrenzte Nutzung. 
Praxisbeispiel: Autovermietungen, moderne Mietplattformen wie Grover (Elektronik). 
Relevanz für Gründer: Besonders spannend in Märkten, in denen Besitz teuer oder unflexibel ist. Cashflow aber volatil. 

41. Revenue Sharing 

Logik: Einnahmen werden zwischen mehreren Parteien geteilt – typischerweise zwischen Plattform und Content-Anbietern. 
Praxisbeispiel: YouTube teilt Werbeeinnahmen mit Creators. 
Relevanz für Gründer: Ideal für Plattformmodelle, um Anreize für Partner zu schaffen. Herausforderung: faire Verteilung finden, die beide Seiten langfristig motiviert. 

42. Reverse Engineering 

Logik: Erfolgreiche Produkte werden analysiert, nachgebaut und günstiger oder besser angeboten. 
Praxisbeispiel: Viele asiatische Elektronikhersteller adaptierten westliche Geräte. 
Relevanz für Gründer: Ermöglicht schnellen Markteintritt, birgt aber rechtliche Risiken (Patente, Urheberrechte). Vorteil: Proof of Market ist vorhanden. 

43. Reverse Innovation 

Logik: Produkte werden in Schwellenländern entwickelt und anschließend in Industrieländern erfolgreich eingeführt. 
Praxisbeispiel: GE Healthcare entwickelte günstige Ultraschallgeräte für Indien – und verkaufte sie später auch in den USA. 
Relevanz für Gründer: Chancen liegen in Kostenbewusstsein und frugaler Innovation. Gründer mit globalem Blick können hier große Märkte erschließen. 

44. Robin Hood 

Logik: Reiche Kunden subventionieren ärmere, indem unterschiedliche Preismodelle kombiniert werden. 
Praxisbeispiel: Grameen Bank vergab Mikrokredite an Arme, finanziert durch zahlungskräftigere Kunden. 
Relevanz für Gründer: Eignet sich für soziale Geschäftsmodelle oder Impact Startups. Balance ist entscheidend: Quersubvention darf nicht zu Verlusten führen. 

45. Self-Service 

Logik: Kunden übernehmen Teile der Wertschöpfung selbst – etwa Bestellung, Konfiguration oder Bedienung. 
Praxisbeispiel: IKEA spart Kosten, indem Kunden Möbel selbst montieren. 
Relevanz für Gründer: Erhöht Effizienz und senkt Kosten, kann aber Kundenzufriedenheit beeinträchtigen. Muss klar kommuniziert werden. 

46. Shop in Shop 

Logik: Marken nutzen Flächen in bestehenden Geschäften anderer Anbieter. 
Praxisbeispiel: Douglas integriert Marken-Counter in den Filialen. 
Relevanz für Gründer: Reduziert Markteintrittsbarrieren und Mietkosten. Interessant für Startups im B2C-Bereich mit physischen Produkten. 

47. Solution Provider 

Logik: Statt nur einzelne Produkte anzubieten, verkauft ein Unternehmen Komplettlösungen für Kundenprobleme. 
Praxisbeispiel: IBM wandelte sich vom Hardware-Hersteller zum Komplett-Dienstleister. 
Relevanz für Gründer: Stärkt Kundenbindung, da alles aus einer Hand kommt. Hoher Beratungsaufwand – eher für B2B. 

48. Subscription 

Logik: Kunden zahlen regelmäßig (meist monatlich oder jährlich) für kontinuierliche Leistung. 
Praxisbeispiel: Netflix, SaaS-Modelle wie Salesforce. 
Relevanz für Gründer: Planbare Umsätze, einfacher Cashflow. Herausforderung: Kundenbindung und Churn Management. 

49. Supermarket 

Logik: Ein breites Sortiment unter einem Dach – alles, was Kunden brauchen, an einem Ort. 
Praxisbeispiel: Walmart als Vollsortimenter. 
Relevanz für Gründer: Eignet sich für Plattformen oder Handelsmodelle. Gefahr: zu viel Streuung, fehlender Fokus. Gründer sollten prüfen, ob Sortimentstiefe möglich ist. 

50. Target the Poor 

Logik: Produkte und Services werden speziell für einkommensschwache Kunden entwickelt. 
Praxisbeispiel: Unilever verkauft kleine Einheiten von Shampoo in Entwicklungsländern. 
Relevanz für Gründer: Riesenmarkt, aber geringe Margen pro Kunde. Erfolg erfordert Volumen, Skalierung und Kosteneffizienz. 

51. Trash to Cash 

Logik: Abfallprodukte oder Reststoffe werden als Ressource genutzt und in neue Wertschöpfung verwandelt. 
Praxisbeispiel: TerraCycle baut ein Geschäftsmodell auf Recycling schwer verwertbarer Materialien. 
Relevanz für Gründer: Besonders attraktiv im Nachhaltigkeits-Trend. Gründer können Kosten senken und gleichzeitig neue Einnahmequellen erschließen. Wichtig: ein klarer Prozess zur Wertschöpfung. 

52. Two-sided Market 

Logik: Eine Plattform bringt zwei unterschiedliche Kundengruppen zusammen – der Wert entsteht aus der Interaktion. 
Praxisbeispiel: Airbnb verbindet Gastgeber und Reisende, Uber Fahrer und Fahrgäste. 
Relevanz für Gründer: Extrem skalierbar, aber „Henne-Ei-Problem“ beim Start. Gründer müssen beide Seiten des Marktes gleichzeitig aufbauen. 

53. Ultimate Luxury 

Logik: Exklusivität und Prestige sind der Kern des Werts. Kunden zahlen für Status, nicht für Funktion. 
Praxisbeispiel: Rolex oder Luxus-Modehäuser wie Hermès. 
Relevanz für Gründer: Nur erfolgreich, wenn Markenaufbau und Storytelling absolut konsistent sind. Nischenmodell, aber hohe Margen. 

54. User Design 

Logik: Kunden gestalten Produkte aktiv mit und erhöhen dadurch Identifikation und Zahlungsbereitschaft. 
Praxisbeispiel: Spreadshirt ermöglicht individuelle Designs für T-Shirts. 
Relevanz für Gründer: Fördert Kundenbindung und Differenzierung. Gefahr: zu komplexe Prozesse, wenn Mass Customisation nicht effizient umgesetzt wird. 

55. White Label 

Logik: Produkte werden ohne Marke angeboten, sodass andere Unternehmen sie unter eigenem Namen vertreiben können. 
Praxisbeispiel: Handelsmarken im Lebensmittelbereich. 
Relevanz für Gründer: Interessant für B2B-Startups, die von bestehenden Vertriebskanälen profitieren wollen. Nachteil: Marke bleibt im Hintergrund, Margen geringer. 

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Fazit

Die 55 Geschäftsmodelle sind kein starres Rezeptbuch, sondern ein Werkzeugkasten für Gründer. Oft entstehen die besten Innovationen durch Kombination mehrerer Muster. Wer diese Prinzipien kennt, kann sie mit den eigenen Stärken und Marktchancen verbinden. 

Der nächste Schritt: Bevor Sie sich für eines oder mehrere Muster entscheiden, prüfen Sie Ihr Konzept am Markt. Für eine tiefere Auseinandersetzung lohnt sich ein Blick ins Buch Business Model Navigator. Es bietet detaillierte Erklärungen, Praxisbeispiele und eine klare Methodik, wie Sie die 55 Muster erfolgreich auf Ihr Startup anwenden.

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